Fachkonferenz in Berlin soll sinnvolle
Kooperationswege mit Vorteilen für beide Seiten aufzeigen.
Dass das Bausparwesen in Deutschland in
Sachen Zukunftsfähigkeit einige Anstrengungen unternimmt, dürfte den Experten
kaum verborgen geblieben sein. Eines der brennenden Themen ist, dass
offensichtlich die Nachfrage nach Bauspardarlehen auf einem niedrigen Niveau
von etwa 20% pendelt und nicht erkennbar ist, wie dies wirksam zu verändern
wäre.
Zugleich haben Wohnungsbaugenossenschaften
mit Eigentumsorientierung inzwischen interessante Modelle entwickelt und
erfolgreich erprobt. Grund genug, sich auf angemessenem Niveau und unterstützt
durch attraktive Expertenkonzepte auszutauschen. Das Prinzip heißt „WIN-WIN“
und „Intelligente Kooperation“ (Smart Coop).
Als Anfang 2012 im VerbändeNetzwerk
Menschen Machen Wirtschaft (MMW) e.V. die Expertengruppe
SmartCoop-Wohn-Eigentum berufen wurde, um für (eigentumsorientierte)
Wohnungsbaugenossenschaften moderne und zukunftsfähige Wohn-Eigentums-Konzepte
zu entwickeln sowie Konzepte für Wohnrenten zu entwickeln, hielten die Experten
dies zunächst für eine „ganz normale Aufgabenstellung“. Bei der Suche nach
potenziellen und strategischen Partnern für die Umsetzung solcher Konzeptionen
– so Gerd K. Schaumann vom MMW-Vorstand – kam man naheliegend auch auf das
Bausparkassenwesen. Um für solide Gespräche auf Ebene des Bundesverbandes der
Privaten Bausparkassen vorbereitet zu sein, wurde eine spezielle Fachgruppe
gebildet, deren Auftrag es war, spezielle Kooperationsfelder aus Sicht der
Bausparkassen zu identifizieren und in das Gesamtkonzept einfließen zu lassen.
Dazu wurden auch Gespräche mit zahlreichen Repräsentanten von Bausparkassen
geführt, insbesondere mit Maklern, weil diese dem Bausparkunden am engsten
verbunden sind.
Ziel war stets herauszufinden, mit welcher
Motivation Menschen Bausparverträge abschließen, weil die staatliche
Wohnungsbauförderung seit 2009 eng mit notwendigen wohnwirtschaftlichen
Aktivitäten verbunden sein muss. Überraschend war, dass einerseits ein großer
Teil der Bausparkunden zwar auf die Wohnungsbauprämie fixiert ist, andererseits
jedoch nur wenig konkrete Ideen hat, wohnwirtschaftliche Projekte zu
realisieren. Und wo es Umsetzungsideen gab, waren die Chancen, eine größere
Gesamtfinanzierung herzustellen recht gering. In den meisten Fällen könnte die
Verwirklichung der Idee an der konkreten sozialen Situation dieser
Bauspargruppen scheitern.
Die ersten Ergebnisse der Studien waren
recht verblüffend, zumal nicht zu erkennen ist, dass die Bausparkassen daraus
bereits wirksame Schlüsse gezogen hätten, zumindest sind zunächst keine
erkennbar. Dabei wurde die Frage, was in solchen Fällen mit der
Wohnungsbauprämie geschieht, zunächst nur gestreift.
Inzwischen wurden mehrere Fachgutachten an
renommierte Rechtsanwaltskanzleien und ausgewiesene Wissenschaftler bzw.
Wohnwirtschafts-Experten vergeben, um die angestrebten Kooperations-Gespräche
auf Ebenen der Geschäftsleitungen von Bausparkassen zu befördern.
Hierzu gehört u.a. die derzeit recht
restriktive Handhabung bei der Übertragung von Bausparverträgen. Derzeit ist im
§ 14 der Allgemeinen Bedingungen für Bausparverträge (ABB) eine
Übertragungszustimmung lediglich in den Grenzen des § 15 Abgabenordnung (Angehörige) vorgesehen.
Frank-Peter Evertz, Vorstand der DEUS
Deutsche Societät eG, berichtete, dass bei den hierzu durchgeführten Recherchen
kaum Bausparkunden aus den unteren Einkommengruppen ermittelt werden konnten, die
ihren Bausparvertrag auf eine Person der Gruppe „Angehörige“ (§ 15 AO) übertragen könnte. Bei
einer restriktiven Begrenzung der Übertragung auf „Angehörige“, dürfte sich ein
durchaus gravierendes Problem für solche Kunden geben: Diese können ihren Anspruch
auf das Bauspardarlehn nur realisieren, wenn sie selbst bauwirtschaftlich aktiv
werden. Wenn nicht, läuft das Konzept der politisch beabsichtigten Wohneigentumsbildung
offensichtlich ins Leere. Es drängt sich die Frage auf, ob die geringe Inanspruchnahme
der Darlehnsquote der Bausparkassen nicht hierin – zumindest zu einem Teil –
seine Ursache haben könnte. Ergänzend drängt sich ein zusätzliches Thema auf. Die
meisten Kunden dieser Einkommensgruppe setzen außerdem auf den Zufluss der Wohnungsbauprämie.
Diese ist aber seit 2009 eben an diese wohnwirtschaftliche Verwendung geknüpft.
Droht in Zukunft gerade solchen Menschen, für die die Wohnungsbauprämie
geschaffen wurde, die nachträgliche Rückzahlung? Das wäre rechtlich und
politisch ein nicht ganz unproblematischer Zustand, verbunden mit einem Imageverlust
für das renommierte Bausparkassenwesen in Deutschland.
Eines der Gutachten von MMW soll deshalb
klären, ob es gänzlich ins Benehmen der Bausparkasse gelegt werden kann, einer
Übertragung eines Bausparvertrages die Zustimmung zu versagen, wenn dieser
Kunde keinen Angehörigen findet, auf den er seinen Vertrag übertragen kann und
ihm daraus offensichtlich ein Schaden entsteht.
Es scheint gute Gründe dafür zu geben, dass
sich Bausparkassen und (eigentumsorientierte) Wohnungsbaugenossenschaften zum
Dialog treffen, denn es geht um mehr als deren eigene Interessen. Es geht auch um
Glaubwürdigkeit, Vertrauen und soziale Verantwortung.
Erfreulich gut, so Gerd K. Schaumann, laufen die Voranmeldungen zur Fachkonferenz aus
der Gruppe der Bausparkassen, auch wenn dies zunächst hauptsächlich Makler und
Vertriebler sind. „Seit uns klar ist, dass auch die Bausparkassen – mehr als
bisher – eigene Interessen mittels intelligenter Kooperationswege (SmartCoop)
mit (eigentumsorientierten) Wohnungsbaugenossenschaften realisieren können,
gehen wir davon aus, dass die Fachkonferenz zu einem echten „WIN-WIN-Dialog“
auch auf den Führungsebenen von Bausparkassen und Wohnungsbaugenossenschaften
wird.
Ziel dieses Dialoges und damit der Fachkonferenz
ist zugleich, die wohnungswirtschaftliche Gesamtsituation in Deutschland weiter
zu verbessern. Damit einher gehen soll deshalb auch, den Weg zu einer – von
allen Parteien gewollten – (Wohn-) Zusatzrente im Alter zügig
weiterzuentwickeln. Dazu macht es Sinn, zu
zeigen, welche Kräfte Partnerschaft – verbunden mit „Intelligenter Kooperation“
(Smart Coop) – zu mobilisieren vermag.