Bei Modernen Genossenschaften ist dies mehr als „nur“
Mitgliederförderung …
Bereich
Coop – Entstehung
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Frage
- Auszug -
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Ich bin langjähriger Aufsichtsrat
einer Genossenschaft. Bisher bin ich davon ausgegangen, dass die „Förderung
der Mitglieder“ das Wichtigste für eine Genossenschaft ist. Jetzt vermitteln
Sie den Eindruck, als sei Mitglieder-Förderung nur ein Teil der möglichen
Vorteile. …
Könnten Sie mir bitte diese – für
mich überraschende -Sichtweise näher erklären. Ergeben sich daraus auch
Konsequenzen für meine Aufgaben als Aufsichtsrat?
Verstoße ich – unbewusst sogar
gegen bestehende Gesetze? Und wenn ja, wo steht das im Genossenschafts-Gesetz?
…
Auf den Schulungen meines Verbandes
bin ich darauf nie hingewiesen worden. …
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FragestellerIn: Aufsichtsrat einer größeren Genossenschaft
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Antwort
(Auszug)
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Wir wollen vorab Ihre bestehenden
Ängste zerstreuen. Sie haben weder gegen Gesetz – wahrscheinlich auch nicht
gegen „Ordnungen“ verstoßen. Auch hat Sie Ihr Verband nicht falsch
informiert.
Alles war bisher – wie man so schön
sagt – „korrekt“. …
Lassen Sie es uns gleich am Anfang
zuspitzen:
Es gab eine „dunkle Zeit“ in
Deutschland, die sogar Krieg und viel „Unmenschliches“ verursachte. Auch wenn
wir es heute nicht so gern hören, gab es damals für alles Handeln die
entsprechenden Gesetze. Es ging
damals sozusagen rechtlich (gesetzlich) meist „korrekt“ zu. …
Aber darum geht es natürlich jetzt
nicht, denn die Zeiten und die politisch Handelnden sind heute ganz andere. …
Aber auch heute gibt es so etwas
wie „politische Leitlinien“, in
denen sich politische Ansichten widerspiegeln. Eine dieser „Leitlinien“ –
auch wenn das nicht bewusst genannt wird – ist das „Funktions-Prinzip“ unserer Wirtschaft. Die tragenden Parteien
sind davon überzeugt, dass
„Wettbewerb“ – also Gegeneinander – „besser“ sei, als „Kooperation“ oder „Miteinander“.
Sie ahnen, was das bedeutet:
Politik und Gesetze sind daran
orientiert, diese (Konkurrenz-) „Denkweise“ aufrecht zu erhalten. Es sollte
Sie deshalb nicht wundern, wenn Sie keine Bestimmung (oder kein Gesetz)
finden, die dem „Konkurrenz-Prinzip“ wirklich entspricht. …. Oder dem „Kooperations-Prinzip“
entspricht. …
Wir erwarten nicht, dass Sie dieser
Beurteilung zustimmen. Auch wollen wir – an dieser Stelle – dies nicht weiter
„thematisieren“. Wir können uns darauf verständigen, dass es auch keine Bestimmung gibt, die „verbietet“
kooperativ zu denken und zu handeln.
Ein kooperatives Denken und Handeln
muss vielmehr aus eigenem Antrieb heraus
und in eigener Verantwortung, erfolgen.
...
Das ist die Option, die sich
aktuell bietet.
Wir können Sie nur ermuntern, davon Gebrauch zu machen. …
Nehmen wir – beispielhaft – 2 Situationen:
A. Optimierung der Mitgliederförderung
B. Vorbild für kooperatives Handeln
sein
Zu A.
Die bisherige Sicht:
·
Den Mitgliedern auf einer (einzigen)
Generalversammlung über den Erfolg der Förderung zu berichten, oder Gründe
dafür vorzutragen, was alles „schuld“ war, weshalb der erwünschte Fördererfolg
nicht eintrat.
·
War und ist so etwas „optimal“?
Die vielleicht neue Sicht:
·
Warum nicht so etwas wie eine „Aktive Förder-Kommunikation“ einführen?
Mitglieder werden z.B. aufgefordert ständig zur Erweiterung / Veränderung der
Förderung Vorschläge zu machen.
·
Zu viel Arbeit – sagen die einen
Genossenschaften. „WoW“ sagen die
anderen Genossenschaften.
·
Wer sich öffnet für eine aktive Mitgliederkommunikation,
könnte überrascht sein, wie das die Identifikation mit der Genossenschaft
steigert.
·
Und wer dann z.B. einen „Förder-Beirat“ einrichtet, eine „Ordnung/Richtlinie für die Mitgliederförderung“
erstellt und dem Förder-Beirat die Möglichkeit eröffnet, einen „Bericht zur Mitgliederförderung“ als
TOP jeder Generalversammlung zu haben, könnte auf dem Weg sein, neue VORTEILE zu organisieren.
·
Was hält Sie ab, initiativ zu
werden?
·
Das steht nicht im Gesetz. Es steht
aber auch dort nicht, dass es „verboten“
sei.
·
Es hängt eher damit zusammen,
welche „DENKE“ in der Genossenschaft
Vorrang hat, welcher „Unternehmens-Geist“
dort vorherrscht. …
Zu B.
Die bisherige Sicht:
·
Sich als Genossenschaft genauso „verantwortungsneutral“ gegenüber der „MitWelt“ zu
verhalten, wie ein „Konkurrenzunternehmen“, ist möglich und wird nicht
bestraft. Auch nicht belohnt!
·
Sie haben – im Gegensatz zu einer
GmbH oder AG – durchaus Einfluss als Aufsichtsrat.
·
In einer AG können „Abgas-Tests“
falsche Messwerte ergeben. Was war dazu der wohl „bewegende“ Gedanke? Vielleicht der Vorteil für das Betriebsergebnis,
mehr Bonus für das Management? Wir ahnen es und die Gerichtsverfahren
sprechen eine deutliche Sprache. …
Die neue Sicht:
·
Würde so etwas auch in einer
Genossenschaft „passieren“ können? Nur dann, wenn dort ähnlich gedacht würde.
Damit das nicht passiert, wäre es z.B. angebracht, wenn die Genossenschaft
eine Art „Selbstverpflichtungs-Erklärung“
beschließt und überwacht. Nennen wir sie z.B. „Umwelt-Richtlinie“.
·
Wenn eine solche „Selbstverpflichtung“
(als Zertifikat) öffentlich publiziert und „beworben“ würde, könnte das
durchaus wirtschaftliche VORTEILE
nach sich ziehen.
·
„WIR sind Mitglied im „Generationen-Bündnis“
oder „Regionen-Bündnis“ – wäre sicherlich eine gute Voraussetzung um mit
weiteren VORTEILEN wirtschaftlich zu „punkten“. …
Was hält Genossenschaften
eigentlich davon ab, VORBILD zu
sein und damit zu zeigen, wo der Unterschied von eG zu GmbH – faktisch –
liegt.
„Genossenschaften – Ein Gewinn für Alle“.
Mehr als eine „Satz-Hülse“?
Wir kennen bisher keine „Verifikation“ zu diesem Spruch – oder
ist so etwas noch immer in „Arbeit“? …
„COOP – die geniale Erfindung des VORTEILS“
– bringt eigentlich vieles auf den
Punkt. Wer mag, kann VORTEIL auch durch CHANCE
ersetzen. Zu ergänzen ist lediglich, in welche Richtung der VORTEIL oder
die CHANCE gesehen und umgesetzte wird.
In einem „Konkurrenz-Unternehmen“
setzt meist erst Verantwortungs-Handeln ein, wenn es dazu „gesetzliche“ Verpflichtungen
gibt.
In einem „Kooperations-Unternehmen“
sollte man nicht auf „Verpflichtungs-Gesetze“ warten, sondern aus Einsicht HANDELN, weil es z.B. als
A. Gesellschaftlicher Verantwortung
B. Unternehmensverantwortung
C. Personalverantwortung
D. „System“-Verantwortung (Kunden,
Lieferanten, etc.)
gesehen wird.
Eine Genossenschaft, die eine der
Ziffern A-D ignoriert, ist eigentlich
„Kein GEWINN für ALLE“.
Aber auch kein „VERLUST“…
Wer wirklich den „Ein
GEWINN für ALLE“ anstrebt, spricht – quasi automatisch – von:
„VORTEIL für ALLE“ oder „CHANCE für ALLE“
Es gibt den schönen Spruch (im
modernen Management):
„Denkst Du noch in Problemen oder denkst du schon in Chancen“?
Wie möchten Sie – lieber Herr
Aufsichtsrat – gern Ihre Arbeit wahrnehmen?
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Hinweis:
Wir danken dem SmartCoop
ForschungsInstitut (SCFI) für die Genehmigung des Abdrucks dieses Beitrages.
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Redaktion:
SmartCoop ForschungsInstitut (SCFI)
(MMW
CoopGo Bundesverband der Cooperations- u. Genossenschaftswirtschaft e.V.)
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