Von der
Crowdfundig-Genossenschaft bis zu Bürgerstiftungen – Vieles bewegt sich besonders
in Sachen Neue Energien.
Immer
mehr Menschen sind bereit in Sachen Neuer Energien aktiv und engagiert
mitzuwirken und das nicht nur durch Tun, sondern immer mehr auch durch den
Einsatz eigener Finanzmittel. Besonders ausgeprägt ist das, wenn es um Projekte
vor Ort geht oder die Menschen direkten Einblick in und Einfluss auf solche
Projekte haben. Um solchen Bürger-Elan
weiter zu beflügeln, brachte das VerbändeNetzwerk
Menschen Machen Wirtschaft (MMW) Initiatoren und Interessenten solcher
Projekte zum Erfahrungsaustausch zusammen. Dabei ging es vor allem für die
zahlreichen Interessenten darum, Anregungen für eigene Initiativen in ihren Herkunftsregionen
zu bekommen.
Die Konferenz „Bürger machen Ernst – Die
Energiewende in eigene Hände legen“ in Halle, organisiert vom MMW VerbändeNetzwerk
Menschen Machen Wirtschaft e.V., sollte einerseits Informationsaustausch für
Gruppen sein und andererseits Anregungen zum Nachmachen oder Mitmachen in
Sachen Energieprojekten geben.
Der Zuspruch ist ebenso überzeugend, wie
Vielzahl und Vielfalt der Aktivitäten, stellte für den Vorstand von MMW Gerd K.
Schaumann zu Beginn der Konferenz fest. Es geht uns bei MMW darum, den Nachweis
zu erbringen, dass Menschen ein enormes Potenzial an Engagement, Phantasie und
Engagement aufzubringen bereit sind, wenn es um wirklich bedeutende Fragen geht
und (erfreulicherweise) der Staat dazu entsprechende Voraussetzungen schafft,
wie z.B. durch eine kalkulierbare Förderpolitik.
Aus der Vielzahl der vorgestellten Projekte
kann nachfolgend lediglich ein Ausschnitt wiedergegeben werden. Dabei wurden insbesondere
Projekte ausgewählt, die in ihrer Form bisher (noch) weniger bekannt sind, aber
in Zukunft wohl so etwas wie einen festen Marktplatz haben werden.
Beginnen wir mit der ersten „Crowdfunding-Plattform“ für Erneuerbare
Energieprojekte. Dort können Bürger Erneuerbare Energieanlagen gemeinschaftlich
finanzieren und in Form von Genossenschaften realisieren. Für die Initiatoren
der crowdEnerg.gy (CE) erläuterte
Dr. Peer Piske das Konzept. CE ist eine Internetplattform, die Initiatoren für
Solarprojekte, Dachinhaber, Privatinvestoren, sowie Eigentümer von
Bestandsanlagen vernetzt, die Bürgersolaranlagen entwickeln, bauen oder kaufen
und gemeinsam finanzieren und betreiben. Der produzierte Strom kann verbraucht
oder verkauft werden.
Durch das Prinzip des Crowdfundings, auch
Schwarmfinanzierung genannt, so Dr. Piske, profitieren Bürger mit Beiträgen ab
500 EUR an einer gemeinsam erzielten Rendite. Auch bestehende Anlagen können
über crowdEner.gy gemeinschaftlich in Energiegenossenschaften erworben werden.
Die erste Energiegenossenschaft hat crowdEner.gy bereits gegründet und
beteiligt sich derzeit am Solarkraftwerk „Ahrenshagen“ in
Mecklenburg-Vorpommern mit 93 Kilowatt Peak (kWp) Leistung. (Für weitere
Informationen siehe www.crowdEner.gy)
Eine Kombination von gemeinnütziger
Stiftung und Energiegenossenschaft bündelt Interessen und Ressourcen in einer
Gemeinde oder Region. Dazu wurde von der GenoTrust eG in Verbindung mit
Experten des MMW VerbändeNetzwerkes das Konzept StiftenPlus entwickelt.
Aus Sicht des Vorstandes der GenoTrust eG, Frank-Peter Evertz, hat dieses
Konzept den besonderen Charme, das bürgerschaftliche Engagement in einer
Kommune nachhaltig zu steigern und mittels des Elementes Spenden dessen
staatliche Vorteile zu integrieren (Spendenabzug). Dies entspricht im Übrigen
gänzlich den Intentionen der Bundesregierung, die dafür eigens unlängst die
Abzugsfähigkeitsgrenzen für Spenden erhöht hat. Nicht jede Person hat jedoch
die Möglichkeit, Spenden überhaupt oder weitere Spenden steuersparend zu
nutzen. Oftmals fehlen dazu auch die Voraussetzungen, wenn z.B. bereits in
andere Bereiche gespendet wurde oder wenn keine Steuervorteile nutzbar sind,
wie z.B. bei Arbeitslosigkeit oder Rente. Auch dieser Personenkreis kann sich
im Konzept StiftenPlus, durch die Kombination Stiftung und Energiegenossenschaft
aktiv einbringen und das auch „honoriert“ bekommen. Evertz wies in diesem
Zusammenhang auf einen wichtigen Aspekt hin, der immer wieder von Spendern
genannt wird und der sich manchmal geradezu als „Spenden-Blockade“ erweist: so
etwas wie ein faktischer „Vermögensverlust“. Oft hören wir Menschen sagen:
Spenden finden wir gut, wir sehen auch den Steuervorteil, aber wir sehen auch
zugleich unseren „Vermögensverlust“, wenn wir spenden. Würden wir nicht
spenden, müssten wir zwar Steuern zahlen, aber die machen keine 100% aus.
Aus der Sicht von MMW ergänzte Gerd K.
Schaumann: Wir wissen zwar, dass solche Äußerungen dem Gedanken von „Spenden“
widersprechen, aber gleichwohl ist festzustellen, sie sind ein echtes Spenden-Hindernis.
Die Herausforderung war nun, ob und wie es gelingen kann, diese leidige, aber
vorhandene „Verlust-Diskussion“ entscheidend abzumildern, um dadurch den
Spendenanreiz erheblich zu erhöhen.
Frank-Peter Evertz fasste das Konzept StiftenPlus
zusammen als „komplettes Win-Win-Konzept“. Gewinner sind die Menschen in der
Region und zugleich die Gemeinde selbst, die – trotz strapazierter Finanzen –
nun viele wichtige Projekte gemeinnütziger Arbeit realisieren kann.
Übereinstimmend plädierten die Teilnehmer
der Konferenz dafür, möglichst noch in diesem Jahr eine weitere Konferenz
dieser Art durchzuführen, denn nichts sei überzeugender als „das Beispiel“.
Oder wie dies ein Teilnehmer so treffend ausdrückte: Wenn ich zurückfahre in
meine Gemeinde, weiß ich genau, was zu tun ist: „Ich werde einen Förderverein
mit Namen „Lebendige Gemeinde“ gründen und eine eigene Konferenz planen, zu der
ich einen großen Teil der hier anwesenden Projektinitiatoren einladen werde“.