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Koordination: Gerd K. Schaumann

14.07.13

Werden hocheffiziente neue Energie-Erzeugungs-Technologien wirklich bewusst „ausgebremst“?


Frage

 

Ich kenne zahlreiche Erfinder – besonders aus den Bereichen Energie und Verkehr – die über hervorragende Lösungen verfügen, mit denen zahlreiche unserer wichtigsten Probleme (Energiepreise, Umwelt ...) recht einfach und schnell zu regeln wären.

Sie alle stoßen jedoch an schier unüberwindliche Barrieren. Weder Wissenschaft, noch Politik – so habe ich den Eindruck – interessieren sich wirklich für solche Techniken. Es gibt keine Förderung für Erfinder.

Das ist doch verwunderlich, denn eigentlich müssten alle froh sein, dass es solche Lösungen gibt ...

 

(Erfolgreicher Jungunternehmer, IT-Branche, Politiker,  34)

 

Anmerkung: (Dieser Beitrag wird vom ZUKUNFTSFORUM ENERGIE verantwortet. Dies ist ein Projekt des MMW VerbändeNetzwerkes Menschen Machen Wirtschaft e.V. Es will vor allem für aktive und potenzielle Entscheidungsträger von EnergieGenossenschaften und anderen EnergieInitiativen, sowie für die darin sich engagierenden Menschen Anregungen geben, Innovationen fördern und zum genaueren Überdenken von Investitionen anregen. Denn: Sie haben den Auftrag zu fördern, fördern der Menschen, aber auch das Vertrauen in Kooperationen. Wer intensiv – z.B. im Internet – recherchiert, ahnt, dass z.B. Sonne und Wind nur ein „Brückenschlag“ zur nachhaltigen Energiewende-Technologie ausmachen könnten. Wir wollen und können keine „fertigen“ Antworten geben. Was wir aber können und wollen, ist Hinweise zu geben, Nachdenklichkeit auszulösen und Menschen unterschiedlicher Standpunkte zu vernetzen. ...)

 

(Wir veröffentlichen hier – mit Zustimmung der Betroffenen – vor allem solche Fragen, die für einen breiteren Personenkreis von Interesse sein könnten. Ihre Fragen senden Sie bitte - per Mail an: info@menschen-machen-wirtschaft.de) .           

 

 

Antwort

 

Wir wundern uns, dass Sie sich wundern.

Sie sind Politiker, und wissen recht gut, was z.B. „Lobby-Arbeit“ heißt. Prüfen Sie einmal nach, welche Gruppen das am Effektivsten tun und welcher Methoden und mit wie viel Finanzeinsatz das getan wird.

 

Fragen Sie sich z.B.:

 

  • Welche Wirtschaftsgruppen an und mit der jetzigen Energieerzeugung direkt und indirekt verdienen. Das sind nicht nur die Mineralöl- oder Energiekonzerne, auch die große Automobilindustrie ist betroffen.
  • Welche Interessen die Finanzgruppen – die ja die Wirtschaft finanzieren – an einer solchen Veränderung haben.
  • Welche Interessen die Gewerkschaften haben.
  • Welche Interessen der Staat daran hat, besonders in Richtung Steuern und Militär gedacht.
  • Und vergessen Sie bitte nicht, genauer auch bei den Parteien und deren großen, mit ihnen irgendwie verbundenen Sozialgruppen hinzusehen. (Was macht z.B. Greenpeace, deren Klientel in der Vergangenheit massiv in Sonne und Wind investiert haben).
  • Und – als Politiker werden sie das recht genau wissen – was ist mit all den Bürgern, die seit Jahren in die Energiewende investierten. So z.B. die Solar- und Windparks oder die Solaranlage auf dem eigenen Dach ...

 

Stellen Sie sich nur ein anderes Beispiel-Szenario vor: Die Bundesregierung würde die staatliche Energieforderung drastisch kürzen oder gar gegebene Zusagen zur Langzeitförderung zurücknehmen.

 

Irgendwie ein ganz riesiges Problem für eine Regierung, die bisher gewohnt war, mit Kontinuitäten bei Technikentwicklungen umzugehen.. Und sie tat sich dabei schon oft recht schwer...

 

Die neuen Energieerzeugungs-Techniken scheinen jedoch alles andere als eine Kontinuität zu sein. Sie sind wohl eher ein Quantensprung für die Energieerzeugung.

 

Frage

 

Könnte das heißen, es ist fast unwahrscheinlich, dass in nächster Zeit wirklich hocheffiziente Energieerzeugungs-Technologien zur Anwendung kommen werden?

 

Antwort

 

Wir würden es so formulieren wollen: Vieles deutet darauf hin, dass zunächst die Wissenschaft ihre Ignoranz immer mehr aufgeben wird. Deren Beharrungsvermögen an der Aufrechterhaltung des traditionellen physikalischen Weltbildes wird immer mehr bröckeln. Die Studenten solcher Professoren werden sukzessive die Forschungsabteilungen der Konzerne erreichen...

 

Das verändert das Bewusstsein. Der Technologiestandard und der Stand des mehrheitlichen Bewusstseins scheinen miteinander zu korrespondieren. Zuerst ändert sich immer das Bewusstsein, danach folgt die dazu angemessene Technologie. Die IT-Entwicklung vollführte auch nicht den Sprung sofort von der Computererfindung zur Internetanwendung...

 

Es wäre also gut, so etwas wie ein „Bedrohungs-Szenario“ (mittels neuer Erfindungen) durch ein „Kontinuitäts-Szenario“ zu ersetzen, was heißt, sich mehr in die konkrete Situation der „Beharrer“ hineinzuversetzen...

 

Testen Sie es selbst aus: Nehmen Sie irgendeine solcher „Quantensprung-Energie-Erzeugungstechniken und führen Sie darüber ein Gespräch mit z.B. dem Umweltminister. Der oder die Person müsste eigentlich ein großes Interesse haben, Ihnen (zumindest indirekt) behilflich zu sein auf dem Weg zur Umsetzung. In irgendeinem der zahlreichen staatlichen Förderprogramme sollte es einen Titel geben, ein paar Millionen EUR zu finden, um so etwas Bedeutendes zur Marktreife zu bringen.

 

Was meinen sie, was geschieht wirklich?

 

Wenn noch nicht längst geschehen – würden sich sofort der Finanzminister (wegen großer Steuereinbußen), der Verteidigungsminister (Militär), der Innenminister (Verfassungsschutz wegen Terrorismusfolgen) und vielleicht sogar der Gesundheitsminister (gesundheitliche Folgen) mit dieser Sache befassen. Fördernd oder bremsend? Und glauben Sie nicht auch, dass in einem solchen Falle die Bundeskanzlerin, dazu eigens zum Telefon greifen würde, um sich mit Herrn Obama oder Herrn Putin abzustimmen?....

 

Man muss kein Hellseher sein, um zu ahnen, dass außerdem diesbezügliche Schutzrechte (Patente) nicht nur von den Nachrichtendiensten, sondern auch von den Konzernen systematisch ausgewertet werden.

 

Auch etwas „patentiert“ zu haben, heißt noch längst nicht auch, dass die Nutzung entsprechender Patente erfolgen kann oder wird. Man nehme nur so etwas wie eine „Schutzrechtsklage im Wege einer „Einstweiligen Verfügung“. Die Konzerne wissen ihre finanzielle Überlegenheit gut auszuspielen ...

 

Es steht wirklich viel auf dem Spiel für diejenigen, die sich vor großen Veränderungen fürchten. Sie mögen wirtschaftliche Verbesserungen, aber eben keine energiepolitischen Quantensprünge ...

 

In einer solchen Quantensprung-Situation wäre es töricht „mit dem Kopf durch die Wand zu wollen“. Seien wir realistisch, verbleiben wirklich z.Z. mehr als 10% der Bevölkerung, die stabil auf der Seite einer sofortigen Nutzung stehen? Schauen wir uns die aktuelle Preisentwicklung zum Strom an. Auch wenn die Argumente nicht ganz richtig sind, immer mehr Menschen werden zweifeln, ob die EEG-Subventionierung akzeptabel für sie ist, wenn der Strompreis immer mehr steigt. Es scheint der Grundsatz der Werbung zu gelten: Es kommt nicht darauf, was wirklich ist, wichtiger ist, wie es wahrgenommen wird...

 

Und für diese Wahrnehmung sind die Medien mit zuständig. Schauen Sie sich die Veränderungen in der Berichterstattung einfach zum Thema Energiepreise genauer an. Ein kontinuierlicher Wandel in Richtung Skepsis zur Energiewende ist unverkennbar ...

 

Wir wollen das nicht vertiefen, müssen aber feststellen, dass der notwendige Bewusstseinswandel für hocheffektive Energieerzeugung noch nicht vollzogen wurde. Aber wir befinden uns auf dem stabilen und unumkehrbaren Weg dahin.

 

 

Frage

 

Und was wäre der Weg, um bei einer solchen Beurteilung nicht zu resignieren?

 

 

Antwort

 

Kurz und knapp: Weniger eine unbekannte Technik „einführen“, sondern den bekannten Nutzen und den Vorteil dafür „einführen“, d.h. verkaufen.

 

Will heißen: Nehmen wir z.B. ein Unternehmen. Den Unternehmer interessiert eigentlich nicht, womit die Energie erzeugt wird, sondern dass diese Energie zuverlässig und zu einem akzeptablen und möglichst (längerfristig) festen Preis geliefert wird.

 

Solches Vorgehen ist eigentlich auch nicht viel anders, als das Spiel mit: „Wir liefern erneuerbare Energie“. Das kann doch keiner an der Steckdose nachprüfen – oder? Interessiert also auch den Unternehmer erst – wenn überhaupt – in zweiter Linie. Was ihn interessiert sind reduzierte Kosten, ist ein höherer Ertrag.         

 

Genau zu prüfen, ob man wirklich ein Patent haben will, oder eher die  Nutzungen dieser Technik und der damit verbundene wirtschaftliche Vorteil gemeint ist. Die zweite Variante kann wesentlich leichter zu realisieren sein. Beschreibt irgendjemand die technische Lösung entsprechend gut, gibt er oder sie den „Stand der Technik“ wieder, was ein „Weg-patentieren“ (Patent zur Verhinderung) recht unmöglich macht. Jetzt eröffnen sich völlig neue Umsetzungswege. Und deren Blockade ist wesentlich schwieriger für die vorgenannten „Blockier-Gruppen“ zu realisieren. Patente(zumindest bei Quantensprung-Technologien) „locken“ geradezu die „Blockierer“ an und fordern diese heraus.

 

Wir würden anregen, so „geräuschlos“ wie möglich und so „verdeckt“ wie nötig, sozusagen eine „schleichende Verbreiterung“ anzustreben.

 

Natürlich bedarf dieser Weg auch besonderer „Finanzierungswege“. Eine staatliche oder eine konventionelle Bankenfinanzierung könnte damit latent ausscheiden. Und sogenannte „Risikofinanzierer“? Das kommt darauf an. Viele Erfinder haben damit keine guten Erfahrungen gesammelt, weil entsprechende Einflüsse recht groß und unbequem wurden...

 

Wir regen eher an, eine Art „Umsetzungs-Allianz“ zu bilden, d.h. mit kleineren Einheiten partnerschaftlich zusammenzuarbeiten, wobei Energiegenossenschaften gut geeignet wären, den Umsetzungspart zum Kunden zu organisieren.

 

Das Thema „Netzzugang“ wollen wir zunächst aussparen, weil uns dazu eigenständige Fragen vorliegen und wir gesondert dazu Hinweise geben wollen.

 

Zusammengefasst:

 

Weniger „Getöse“, wenn es um eine (Quantensprung-)Technik geht. Mehr Umsetzungsorientierung im kleineren Rahmen, Bildung von Umsetzungskooperationen ... und einfach „smart“ beginnen. Wer sich so langsam aufbaut, hat auch keine Besuche von „ungeliebten“ Gästen zu erwarten, z.B. auch keinen („zufällig“) erscheinenden Betriebsprüfer des Finanzamtes, der „Steuerhinterziehung“ mutmaßt, weil die Relation „Input“ zu „Output“ nicht zu passen scheint. ...